Kurzanleitung

Initiativen und Organisationen im Einsatz

Ökosystem-Dienstleistungen

Viele Initiativen und Organisationen arbeiten weltweit an der Wiederherstellung der Waldökosysteme und ihrer Funktionen und gleichzeitig an einer nachhaltigen Nutzung durch den Menschen. Parallel dazu sind die Verpflichtungen zur Anpflanzung oder Wiederherstellung so stark wie nie zuvor.

Wer führt diese Arbeit durch und welche Herausforderungen gibt es?

Verschiedene Ansätze

Es ist heute bekannt und anerkannt, dass Wälder zahlreiche Leistungen erbringen, aber auch, dass diese bedroht sind. Daher wurden in den letzten Jahren globale und regionale Initiativen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder gestartet. Aber wie können wir diese Ziele erreichen?

Es gibt verschiedene Ansätze, die unterschiedliche Waldkonzepte und Bewirtschaftungsziele verfolgen. Hier sind einige der Schlüsselbegriffe:

Zwei beliebte Ansätze sind die Aufforstung und die Wiederaufforstung, und beide zielen darauf ab, den Baumbestand wiederherzustellen. Bei der Aufforstung werden Bäume in Gebieten gepflanzt, die nie bewaldet waren oder in der jüngeren Vergangenheit nicht bewaldet waren (in der Regel mindestens 50 Jahre), während die Wiederaufforstung auf Flächen erfolgt, die vor kurzem noch bewaldet waren.
In beiden Fällen wird der Art des Baumbestandes oder der Artenzusammensetzung und -vielfalt oft wenig Beachtung geschenkt. Viele Wiederaufforstungs- und Aufforstungsprogramme sind auf die Holzproduktion ausgerichtet und begünstigen die massenhafte Anpflanzung von nicht einheimischen Monokulturen (Buchenholz, Eukalyptus, Teak usw.).

Ein weiterer Ansatz ist die Agroforstwirtschaft, die sich auf Landnutzungssysteme und -praktiken bezieht, bei denen Bäume und Nutzpflanzen und/oder Tiere auf demselben Stück Land integriert werden. Sie basiert auf den Grundsätzen der Ökologie, der Forst- und der Landwirtschaft, so dass die Landwirte ihre Einnahmen steigern und gleichzeitig die Umwelt schützen können.

Wiederherstellung (auch Restoration) und Rehabilitierung sind Ansätze, die dort angewandt werden, wo der Verlust von Wäldern zu einer Verschlechterung der Qualität der Ökosystemleistungen geführt hat. Bei der Wiederherstellung wird versucht, die ursprüngliche Struktur, Funktion und Artenzusammensetzung des Waldes (einheimische Arten) wiederherzustellen. Im Gegensatz dazu zielt die Rehabilitierung darauf ab, die Fähigkeit von geschädigtem Waldland wiederherzustellen, forstwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen zu liefern. Daher werden nicht immer einheimische Tier- und Pflanzenarten wieder angesiedelt, und manchmal werden auch nicht-einheimische Arten verwendet.

Der Landschaftsansatz – auf Englisch Landscape approach – ist ein weit gefasster Begriff, der Instrumente und Konzepte für die Bewirtschaftung von Flächen mit komplexen und weitreichenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen umfasst. Dieser Ansatz wird zunehmend bei Projekten zur Wiederherstellung eingesetzt. Im Gegensatz zur Aufforstung auf Standortebene zielt die Wiederherstellung von Waldlandschaften darauf ab, ökologische Prozesse (Wasserkreisläufe, Bodenentwicklung, Wildtierpopulationen) wiederherzustellen und gleichzeitig die Produktionskapazität von Flächen für die Land- und Forstwirtschaft und andere Nutzungen zu verbessern.

Die gemeinschaftliche Forstwirtschaft – auf Englisch Community forestry – umfasst Verfahren und Prozesse zur Stärkung der Rolle der lokalen Bevölkerung bei der Verwaltung und Bewirtschaftung der Waldressourcen. In vielen tropischen Regionen wird die gemeinschaftliche Forstwirtschaft als Strategie für die ländliche Entwicklung verfolgt.

Unter Waldverjüngung (auch Regenration) versteht man den Prozess der raschen Erneuerung des Baumbestandes, nachdem der vorherige Waldbestand abgeholzt wurde oder durch Feuer, Insekten oder Krankheiten abgestorben ist. Die Verjüngung kann durch das Pflanzen von Bäumen (künstliche Verjüngung) oder durch die natürliche Produktion von Setzlingen oder Sprossen in dem Gebiet (natürliche Verjüngung) erreicht werden.

Lesetipp:

FAO Sustainable Forest Management (SFM) Toolbox http://www.fao.org/sustainable-forest-management/toolbox/en/

Globale und regionale Initiativen

Fast die Hälfte der ursprünglichen Wälder der Welt wurde gerodet oder degradiert, um Platz für Ackerland, Viehweiden und menschliche Siedlungen zu schaffen. Aufgrund schlechter Bewirtschaftungsmethoden sind viele dieser Flächen heute ökologisch und wirtschaftlich unproduktiv. In den nächsten Jahrzehnten werden das Bevölkerungswachstum und die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln den Druck auf die Wälder weiter erhöhen.

Doch jede Herausforderung bietet auch eine Chance. Schätzungen zufolge eignen sich weltweit mehr als zwei Milliarden Hektar degradierter Flächen für eine Wiederherstellung – eine Fläche größer als Südamerika. Die Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit degradierter Wälder bringt ökologische und soziale Vorteile mit sich (Kohlenstoffbindung, Schutz von Wassereinzugsgebieten, verbesserte Ernteerträge usw.) Deshalb wurden mehrere Initiativen zur Förderung der Waldwiederherstellung auf der ganzen Welt ins Leben gerufen.

Die Bonn Challenge ist eine weltweite Initiative zur Wiederherstellung von 150 Millionen Hektar entwaldeter und degradierter Flächen bis 2020 und 350 Millionen Hektar bis 2030. Sie wurde 2011 ins Leben gerufen und später durch die New Yorker Erklärung zu den Wäldern auf dem UN-Klimagipfel 2014 bestätigt und erweitert. Die Bonner Herausforderung ist keine neue globale Verpflichtung, sondern ein Instrument zur Erreichung mehrerer bestehender internationaler Ziele, wie der Ziele für nachhaltige Entwicklung, der Aichi-Biodiversitätsziele, des Land Degradation Neutrality-Ziels oder des REDD+-Ziels der UNFCCC usw. Bis heute haben 45 Regierungen, private Verbände und Unternehmen über 156 Millionen Hektar für die Challenge zugesagt.

Mehrere regionale Initiativen unterstützen die Bonn Challenge. In Lateinamerika und der Karibik wurden in den letzten Jahren 40 % der Waldflächen degradiert oder abgeholzt. In dieser Region wird der Hauptteil der Emissionen durch die Landnutzung und den Verlust von Wäldern verursacht. Bei der Initiative 20×20 handelt es sich um eine ländergeführte Initiative, mit der bis 2020 20 Millionen Hektar Land wiederhergestellt werden sollen. Bisher haben sich 18 Regierungen und NROs verpflichtet, bis 2020 über 27 Millionen Hektar wiederherzustellen.

In Afrika beläuft sich die Ausdehnung der degradierten Flächen auf über 700 Millionen Hektar. Dieses extreme Ausmaß beeinträchtigt die Widerstandsfähigkeit des Kontinents gegenüber dem Klimawandel und seine Aussichten auf eine nachhaltige Entwicklung. Das bedeutet aber auch, dass Afrika die größte Chance zur Wiederherstellung von Landflächen hat, die es je gab. AFR100 ist ein ländergeführter Versuch, bis 2030 100 Millionen Hektar Land in Afrika zu sanieren. Bis heute haben sich 22 Länder verpflichtet, über 75 Millionen Hektar zu sanieren.

Darüber hinaus tragen internationale Initiativen wie der FAO-Mechanismus zur Wiederherstellung von Wäldern und Landschaften (FAO Forest and Landscape Restoration Mechanism – FLRM) und die CBD-Initiative zur Wiederherstellung von Waldökosystemen (CBD Forest Ecosystem Restoration Initiative – FERI) zur Bonn Challenge bei und unterstützen sie. FLRM hilft den FAO-Mitgliedsländern bei der Umsetzung, Ausweitung und Überwachung von Aktivitäten zur Wiederherstellung. FERI unterstützt Entwicklungsländer bei der Umsetzung von Zielen und Plänen zur Wiederherstellung.

Wie definiert man einen Wald, um ihn zu verwalten?

Verschiedene Bewirtschaftungsziele bilden die Grundlage, auf der ein Wald konzeptionell erfasst und definiert werden kann.

Der innere Kreis zeigt, wie ein Wald durch verschiedene Linsen betrachtet werden kann, die mit den verschiedenen Zielen der Bewirtschaftung im mittleren Kreis zusammenhängen. Jedes Ziel bietet eine Perspektive, aus der heraus spezifische Definitionen erstellt werden.

Der äußerste Kreis beschreibt die Institutionen, deren Auftrag mit jedem Bewirtschaftungsziel und jeder Walddefinition verbunden ist

Bildquelle: Chazdon, Robin L. et al. “When Is a Forest a Forest? Forest Concepts and Definitions in the Era of Forest and Landscape Restoration.” Ambio 45.5 (2016): 538–550. PMC. Web. 26 Oct. 2017

Typen von Organisationen

Die nachhaltige Bewirtschaftung und Wiederherstellung von Wäldern ist ein komplexer Prozess, an dem Praktiker, Finanzierungsstellen, Normungsorganisationen, Forscher und politische Entscheidungsträger beteiligt sind. Diese Akteure sind miteinander vernetzt und müssen zusammenarbeiten, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Restauration wird vor Ort von Durchführungsorganisationen wie WeForest, Taking Root, usw. durchgeführt. Diese Organisationen arbeiten mit lokalen Gemeinschaften zusammen, um die Ökosystemleistungen zu verbessern und die Lebensgrundlagen zu sichern.

Eine breite Palette von Finanzierungsorganisationen unterstützt Projekte zur Wiederherstellung der Wälder: internationale Fonds (Green Climate Fund, GEF Small Grants Program), regionale Fonds (EU LIFE, internationale und lokale NGOs (WWF), Agenturen für Entwicklungszusammenarbeit (GIZ, NORAD) usw. Finanziert werden können nationale Regierungen, kommunale Organisationen, NGOs, Forschungseinrichtungen usw.

Um sicherzustellen, dass die Wiederaufforstung ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig ist, haben mehrere Organisationen Kriterien und Standards festgelegt, die Forstunternehmen einhalten sollten. Die bekannteste Organisation, die Standards festlegt, ist wahrscheinlich der Forest Stewardship Council (FSC), eine 1993 gegründete internationale gemeinnützige Organisation mit mehreren Interessenvertretern. Andere Organisationen, die Standards setzen, sind unter anderem Plan Vivo, das Programme for the Endorsement of Forest Certification (PEFC) und die Sustainable Forestry Initiative.

Sobald die Standards festgelegt sind, müssen unabhängige Organisationen Daten über die Strategien, Praktiken und Verfahren einer Organisation zusammenstellen und überprüfen, um die Übereinstimmung mit den Managementzielen zu messen. Diese unabhängige Inspektion wird als Auditierung bezeichnet, und jede Organisation, die Standards festlegt, hat unabhängige Zertifizierungsorganisationen für die Durchführung dieser Inspektion akkreditiert.

Bei der Wiederherstellung der Wälder müssen komplexe ökologische, soziale und wirtschaftliche Fragen berücksichtigt werden, und mehrere internationale und nationale Institutionen forschen zu diesen Themen. Einige Beispiele sind das Center for International Forestry Research (Wald- und Landschaftsmanagement), das World Agroforestry Centre (Agroforstwirtschaft in den Tropen) und die International Union of Forest Research Organizations (ein globales Netzwerk von Forstwissenschaftlern).

Die Bewirtschaftung eines Waldes erfordert einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen der Beteiligten. Um ihre Entscheidungen über die nachhaltige Nutzung der Wälder zu treffen, müssen sich die Beteiligten auf eine gemeinsame Vision, Ziele und Grundsätze einigen. Diese ausgehandelten Vereinbarungen werden als Waldpolitik bezeichnet. Internationale Organisationen, die Politik machen, sind das Convention on Biological Diversity (Übereinkommen über die biologische Vielfalt), UN Convention to Combat Desertification (UN-Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung), UN Framework Convention on Climate Change (UN-Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen, UNFCCC), usw. Politische Entscheidungen werden auf nationaler und lokaler Ebene getroffen, und jedes Land hat seine eigenen politischen Organisationen.

Probleme und Herausforderungen

Die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Vorteile der Wiederherstellung von Wäldern sind gut dokumentiert. Sie kann jedoch eine schwierige Aufgabe sein, da sie viele Schritte und Akteure umfasst.

Eine erste Herausforderung besteht darin, die Produktion und Etablierung von Pflanzenmaterial (Samen, Stecklinge, Setzlinge) sicherzustellen. Wir wissen immer noch nicht, wie wir qualitativ hochwertige Setzlinge vieler tropischer Arten züchten können, während ungeeignete Wetter- und Bodenbedingungen, Schädlinge und unkontrollierte Viehbeweidung die Etablierung von Pflanzenmaterial behindern können.

Eine weitere Herausforderung ist die landschaftliche Dimension der Wiederherstellung. Wenn ein wiederhergestellter Standort von Flächen umgeben ist, auf denen es keine ausreichenden Samenquellen oder keine samenverbreitenden Tiere gibt, kann die Wiederansiedlung einheimischer Bäume behindert werden. Da es sich um eine landschaftsbezogene Aktion handelt, sollten bei der Wiederherstellung alle Beteiligten in dem Gebiet berücksichtigt werden (lokale Gemeinden, Forst- oder Bergbauunternehmen, Behörden usw.).

Die Restauration ist in der Tat eine sektorübergreifende Aktivität und erfordert ein System der guten Regierungsführung, damit sich die Beteiligten auf eine gemeinsame Vision und Ziele einigen können. So sollten die Beteiligten beispielsweise entscheiden, welche Aktivitäten sie fördern wollen (Wiederaufforstungsplantagen, exotische Baumpflanzungen, natürliche Regeneration usw.) oder wie sie den Nutzen aufteilen wollen. Das Fehlen eines guten Governance-Systems mindert das Erfolgspotenzial von Wiederherstellungsprojekten.

Die Wiederherstellung kann auch zeitaufwendig sein, und ihre Opportunitätskosten sind oft höher als die der derzeitigen Landnutzung. Wiederherstellungsprojekte müssen nach Zuschüssen oder anderen Finanzierungsmöglichkeiten suchen, aber auch die Kostenwirksamkeit ihrer Aktivitäten analysieren und Standorte mit niedrigen Boden-Opportunitätskosten wählen.

Und nicht zuletzt wirken sich auch natürliche Risiken auf die Wiederherstellung aus. Dürren, insbesondere in den frühen Phasen der Wiederherstellung, und natürliche Brände können verheerend sein. Da der Klimawandel die Intensität und Häufigkeit dieser Naturereignisse erhöht, sollte jedes Wiederherstellungsprojekt Maßnahmen umfassen, die die Anpassungsfähigkeit der Wälder erhöhen.

Zusätzliche Ressourcen::

WRI, The restoration diagnostic. Verfügbar unter https://www.wri.org/sites/default/files/WRI_Restoration_Diagnostic_1.pdf
Guariguata M. & P. H.S. Brancalion. 2014. Current Challenges and Perspectives for Governing Forest Restoration. Verfügbar unter https://www.mdpi.com/1999-4907/5/12/3022/htm