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Heinz Vögeli – EPI

Leiter Immobilien - Swiss EPI

Stadtgrün

Welche Perspektive hat ein Grundeigentümer oder Immobilienverwalter, insbesondere wenn man einen Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren in dynamischen Stadtgebieten verfolgt, in denen oft mehrere Interessen aufeinanderprallen? In dieser Ausgabe von Voices kommt Heinz Vögeli zu Wort, langjähriger Leiter des Bereichs Immobilien bei der Schweizerischen Epilepsiestiftung (EPI).

Bäume und Grünflächen erleben in Städten auf der ganzen Welt eine Renaissance als Mittel zur Bekämpfung von Klimaextremen und zur Verbesserung der Lebensqualität. Jahrzehntelang bedeutete Stadtentwicklung in der Regel bebaute oder gepflasterte Infrastruktur. Heute betrachten viele Planungsbehörden begrünte und unbefestigte Flächen als einen integrierten und wichtigen Teil des Stadtbildes, gleichrangig mit Verkehr, Energieversorgung und Abwasserentsorgung. Initiativen im öffentlichen Raum blühen auf, aber um die erforderliche Gesamtwirkung zu erzielen, müssen auch private Grundstücke in diesen Wandel einbezogen werden.

Doch wie sieht die Perspektive eines Grundstückseigentümers oder eines Immobilienverwalters aus, insbesondere, wenn man einen Zeithorizont von 20-30 Jahren in hochdynamischen städtischen Gebieten betrachtet, in denen oft mehrere Interessen aufeinanderprallen?

In dieser Ausgabe von Voices kommt Heinz Vögeli, Leiter Immobilien, Stiftungsdirektion zu Wort, der seit langem in dieser Funktion bei der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung (EPI) tätig ist.
Als langjährige Besitzerin einer über 12ha-Liegenschaft in Zürich, heute eine Top-Immobilie mit Blick auf den Zürichsee, hat die EPI seit 1886 einen Campus entwickelt, auf dem verschiedene Arten von Grünflächen das Angebot in verschiedenen Gesundheits-, Bildungs- und Wohneinrichtungen aktiv ergänzen. Als Teil ihres Konzepts gewährleisten Bäume, produktive Flächen und andere Biotoptypen mehrere Funktionen, die einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten, Bewohnende sowie Mitarbeitende, aber auch für tägliche Besuchende und Nachbarschaft darstellen.

1. Wie wichtig sind Grünflächen für den EPI Campus und welche Arten von materiellen und immateriellen Werten sehen Sie?

Die Ruderal- und Grünflächen samt Baumplantagen leisten einen wesentlichen Beitrag zur erhöhten Aufenthaltsqualität auf dem gesamten EPI Areal.
Zum einen wird das Klima vor Ort positiv beeinflusst und zum anderen entfalten sich Fauna und Flora mit ihrer Biodiversität bestens im vernetzten Grünraum, insbesondere im südlichen unbebauten Hangbereich zum See hinunter.

2. Wie sieht die Gesamtstrategie und der Zeitplan der Stiftung in dieser Hinsicht aus, und wie beeinflusst sie operative Entscheidungen? Werden konkrete Ziele oder Messgrössen zur Bewertung der Umsetzung verwendet?

Der grösstenteils unbebaute «Hang» mit ca. 35’000 m2 weist schon heute viele ökologisch wertvolle Flächen auf; diese Qualitäten sind zu erhalten und zu stärken. Dieses Teilziel ist auch im Masterplan EPI Areal mit Zeithorizont 2040 festgehalten und wird so schon länger gelebt und umgesetzt.
Der hohe Freiraumanteil bietet gute Voraussetzungen, das Ziel von 15 Prozent ökologisch wertvoller Grünflächen, gemäss dem Regionalen Richtplan Stadt Zürich (2017), zu erreichen.

3. Welche Erfahrungen und Herausforderungen würden Sie als Immobilienverwalter einem anderen Immobilieneigentümer/Verwalter nennen, der ein ähnliches Engagement wie das der EPI in Erwägung zieht?

Nebst den überzeugten Entscheidungsträgern braucht es vor allem auch das Fachpersonal für den Aussenraum. In unserem Fall vom EPI Areal in Form eines langjährigen Leiters Landschaftsgärtnerei mit Meisterprüfung, Bernhard Lenz. Er behält das wichtige Augenmass vor Ort in der Abwägung von Nutzerwünschen und dem breiten Spektrum verschiedener Freiraumtypen. Jeder dieser Freiräume birgt ein spezifisches ökologisches Potential.

4. Das EPI Grundstück ist in Zürich aufgrund seiner Grösse und der erstklassigen Lage im Stadtgebiet etwas Besonderes. Besteht nicht der Druck, einen Teil des Grundstücks zu verkaufen, um auf einfache Weise zusätzliche Mittel zu beschaffen? Oder die nicht bebauten Flächen für neuere Gebäude und mehr Dienstleistungen zu nutzen?

Die Langfristziele sind im erwähnten Masterplan EPI Areal definiert, womit weder ein Landverkauf aus dem Kernareal in Frage kommt noch eine weitere Bebauung der Grünkammer in Hangbereich beabsichtigt ist.

5. Die laufenden Unterhaltskosten spielen bei Entscheidungen über die Gestaltung und Verwaltung eine grosse Rolle, insbesondere bei grösseren Grünflächen. Dies führt oft zu einer einfacheren Gestaltung. Wie würden Sie in Ihrer Funktion die Kosten und Vorteile des EPI-Ansatzes vergleichen, auch im Hinblick auf die benötigten Ressourcen und die Arbeitszeit?

Neben den bekannten Massnahmen wie beispielsweise die Verwendung einheimischer Pflanzenarten oder die Anlage von Bäumen und Blumenwiesen, können mithilfe von entsprechenden Fachpersonen spezifische Vernetzungsmassnahmen und Lebensräume für Flora und Fauna entwickelt werden. Häufig sind solche Flächen weniger unterhaltsintensiv als herkömmliche Grünanlagen. Die Vorgaben zum Arealunterhalt werden von der Stiftungsdirektion definiert und der Aufwand solidarisch auf die Nutzer via Mietentgelt übertragen.

6. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden aus, z. B. im Hinblick auf die städtebauliche Entwicklung, die Bodennutzung und die Themen Klima/Biodiversität?

Die Stiftungsdirektion pflegt eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Behörden, was sich auch in den beachtlichen Resultaten der gemeinsam erarbeiteten Machbarkeitsstudien, Testplanungen und dem Masterplans EPI-Areal wiederspiegelt.

7. Und was ist Ihre berufliche Perspektive, Ihr Bedarf oder Ihre Präferenzen im Hinblick auf eine mögliche Zusammenarbeit mit Organisationen, die sich mit Aspekten der biologischen Vielfalt in städtischen Gebieten befassen?

Das Netzwerk «Ingenieur Hospital Schweiz» (IHS) sowie im Speziellen das innerhalb der auf der Lengg ansässigen Spital-Institutionen, dem «Verein Gesundheitscluster Lengg» ist wertvoll und wichtig und sollte auch künftig gepflegt werden.

8. Wie sieht es mit der Integration und Interaktion mit der Nachbarschaft und Besuchenden aus? Suchen Sie nach direktem Feedback, um zukünftige Entwicklungen zu definieren?

Nebst dem Gesundheitscluster Lengg pflegt die EPI direkt und indirekt die Beziehungen mit seinen Nachbarschaften, inkl. Quartierverein und bezieht sie bei den Planungsvorhaben aktiv mit ein.

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